Formen in der Natur

In der Natur existiert eine unendliche Vielfalt an Formen und Farben. Wenn man immer wieder über längere Zeit die Formen der Pflanzen, Blätter, Blüten, Bäume, Gräser und auch der Berge, Seen und Wälder bewusst betrachtet und mit den Sinnen ihren Konturen und Strukturen entlang gleitet, bemerkt man einerseits, dass dies stärkend und beruhigend wirkt, und andererseits, dass man langsam einen Sinn für Formen entwickelt und man auch immer mehr bestimmte Ordnungsprinzipien in der Vielfalt dieser Formen wahrnimmt. Keine Form in der Natur gleicht der anderen und doch gibt es bestimmte Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten. So bemerkt man beispielsweise, dass die Pflanzenfamilien immer eine charakteristische Ausprägung aufweisen, die auch häufig durch einen bestimmte Zahl geprägt ist (zB Anzahl Blütenblätter). Auch wie Blätter an einem Stängel in einem bestimmten Rhythmus angeordnet sind, vermittelt einen spezifischen Form-Eindruck.


 

Mit der Zeit kann man still, aber doch deutlich empfinden, dass hinter der klaren Form der Naturerscheinung unsichtbare Kräftewirkungen leben, dass bestimmte, nicht sichtbare Vorgänge die spezielle sichtbare Form herbeigeführt haben.

Im Hinblick auf diese unsichtbaren Kräftewirkungen ist die Unterscheidung, die Paracelsus getroffen hat, interessant. Er gliederte beispielsweise die Pflanze nach 3 Prinzipien: 1. die Materie, 2. das Wesen und 3. die Signatur der Pflanze

Paracelsus war ein großer Arzt und Forscher und hat u.a. diese Betrachtungsweise auch seiner Heilmittelentwicklung zu Grunde gelegt, die nicht primär vom "Stoff", d.h. von der stofflichen Substanz als Heilmittel ausgeht, sondern vom "Wesen" und der "Signatur", den unsichtbaren Ordnungsprinzipien der Pflanze. Die heute in der Naturheilkunde angewendeten Spagyrischen Mittel gehen auf seine Erkenntnisse zurück.

Edward Bach ging bei seinem Heilansatz mit der Bachblüten-Therapie auch von den nicht stofflichen Qualitäten der Pflanzen aus. 

Rudolf Steiner beschrieb im ähnlichen Zusammenhang die so genannten Bilde- oder Ätherkräfte. Diese hat insbesondere Heinz Grill in vielen Ausarbeitungen der praktischen Erforschung und konkreten Bobachtbarkeit zugänglich gemacht.

 

Bei den Formen und wie sie erscheinen spielt auch das Licht eine große Rolle. Je nachdem wie das Licht und die Lichtqualität ist, wirken Formen flacher oder plastischer, zurückgewichen und unscheinbar oder markant und deutlich.

 

Was passiert eigentlich, wenn man Formen genau betrachtet? Man lenkt den Blick zu der Pflanze, aber nicht nur den Blick bzw. Sehsinn, sondern auch die Aufmerksamkeit und das Denken führt man hin zu der speziellen Erscheinungsform. Wenn man länger beobachtet, muss auch das Denken länger dort bleiben und das erfordert eine gewisse Aktivität und Disziplin. Je konkreter und differenzierter die Gedanken sind, umso detaillierter oder realer nimmt man auch die Formen wahr. Ohne Denken bzw. wenn die Gedanken woanders sind, können die Sinne zwar ebenso über die Form gleiten, aber es kann kein bewusster Eindruck damit entstehen. So kann man sagen, dass durch bewusste Beobachtungen das Denken oder die Denkkraft geformt und geschult wird. 

 

Diese Beispiele sind als Anregung gedacht, selbst genauer und bewusster zu beobachten, über das Beobachtete nachzudenken und sich sogar ganz gezielt im Beobachten zu üben. Dazu stelle ich auch eine "Seelenübung" zur Naturbetrachtung vor.